Scheinheilig
Wenn vom Frieden geredet wird und „gute Geschäfte“ gemeint sind . . .
Ein Kommentar zum Atom-Deal mit dem Iran
Von Hans-Jürgen Mahlitz
Schon Goethes „Faust“ lehrte uns: Man kann auch mit dem Teufel paktieren, aber man sollte dabei nie vergessen, mit wem man es zu tun hat. Doch scheint die Lehre des Dichterfürsten im „Volk der Dichter und Denker“ nicht so recht angekommen zu sein. Zumindest nicht in jenen Politik- und Wirtschaftskreisen, in denen nach dem – politisch gewiss nicht meisterlich vollzogenen – Ausstieg des vormaligen US-Präsidenten aus dem Atom-Deal mit Teheran wahre Krokodiltränen vergossen wurden, weil aus den gerade anlaufenden „guten Geschäften“ nun doch nichts zu werden drohte.
Um eins klarzustellen: Es geht hier nicht darum, wie der Alleingang eines ins Weiße Haus verirrten Poltergeistes politisch oder moralisch zu bewerten ist und welche Folgen er längerfristig haben könnte. Vielmehr geht es hier darum, ob sich all die Gute-Geschäfte-Macher jemals ernsthaft die Frage gestellt haben, mit wem sie es da im Iran eigentlich zu tun haben. Das Regime der Ajatollah will erklärtermaßen den Staat Israel samt seiner jüdischen Bevölkerung vernichten; daran hat der Atom-Deal nichts geändert. Die Machthaber in Teheran hatten unter dem Druck der Sanktionen lediglich zugestanden, Israel vorübergehend nicht mit Atombomben, sondern „nur“ mit konventionellen Waffen zu bedrohen. Dass dies ausgerechnet in Deutschland so leichtfertig den „guten Geschäften“ untergeordnet wurde, ist vor dem Hintergrund unserer jüngeren Geschichte geradezu erschreckend.
Hinzu kommt, dass der Iran islamistischen Terror finanziell, logistisch und zum Teil auch personell und militärisch unterstützt. Mordanschläge in aller Welt – auch in Deutschland – tragen Teherans Handschrift, Hamas und Hisbollah existieren von Ajatollahs Gnaden, iranische Truppen stehen in Syrien und stützen Assads Mörderregime, übrigens Seit’ an Seit’ mit dem vormaligen Geheimdienstagenten Putin und seinen lupenreinen Männerfreunden.
Haben sie davon nichts gewusst, all die Klinkenputzer aus Politik und Wirtschaft, die nach Unterzeichnung des Atom-Deals nach Teheran pilgerten, um von dem schönen neuen Handels- und Joint-Venture-Kuchen ein Stück abzubekommen, auch wenn es am Ende oft nur ein paar Krümel waren? Oder haben sie davon nichts wissen wollen, nach dem Motto: Wenn Moral und Geschäft nicht zusammenpassen, hat die Moral eben Pech gehabt.
Und ein letztes: Dieses zutiefst aggressive Regime in Teheran nennt sein mit eiserner Hand beherrschtes Staatsgebilde „Gottesstaat“. Mit was für einem merkwürdigen „Gott“ diese Terror- und Völkermord-Propagandisten da Staat machen wollen – wäre das nicht auch mal eine Frage für einen Kirchentag in Deutschland?